Die folgenden Kurzfilme (Dokuramen*) präsentieren die spannende Geschichte einer Stadt in Ausschnitten. Ein Dokurama, das ist ein kleines, audiovisuelles Medienprodukt, das sich hier mit der Geschichte eines konkreten Ortes in dieser Weltstadt befasst und dabei die historischen Bezüge aufleben lässt.
Grundlage dieser Dokuramen war eine geschichtswissenschaftliche Exkursion nach Istanbul. Sie wurden von Geschichtsstudierenden auf Basis ihrer Referate und vorbereiteten Führungen vor Ort verfasst, dann eingesprochen, visuell dokumentiert und produziert.
Um ihre wachsende Metropole mit Trinkwasser zu versorgen, errichteten die Römer ein raffiniertes Netzsystem, das bis in die osmanische Zeit funktionierte. Noch immer fasziniert dieses Erbe, die gewaltigen Aquädukte und großen unterirdischen Speichen, es bietet Stoff für Legenden…
Mitten im römischen Forum und als sichtbares Herrschaftssymbol ließ Konstantin der Große eine Säule errichten, auf der einst eine Figur thronte. Bis heute streiten Historiker darüber, ob er sich hier als Christ oder als heidnischer Gott Apollon darstellen ließ.
Die von Kaiser Theodosius errichtete Befestigung schützte über Jahrhunderte die Landzunge Konstantinopels und verhinderte die Eroberung durch die Hunnen oder die Araber. Aber auch gegen Angriffe von See wussten sich die Byzantiner zu schützen.
Krönungskirche der byzantinischen Kaiser, dann Hauptmoschee des Osmanischen Reiches, seit Atatürk säkularisiert und heute ein Museum. Kaum ein Gebäude verdeutlicht den Zusammenhang von Machtdemonstration und Religion besser als die knapp 1500 Jahre alte Hagia Sophia – bis in die Gegenwart.
Nach der Eroberung und Plünderung Konstantinopels durch christliche Kreuzfahrer 1204 verfiel das Kloster und mehr als ein Jahrhundert später wurde die heutige Kirche errichtet. Die Kirche wurde mit weltberühmten Malereien und Mosaiken der „byzantischen Renaissance“ ausgestaltet, dann unter den Osmanen in eine Moschee umgewandelt. Die Bilder wurden nun wegen des Bilderverbots übertüncht und erst im 20. Jahrhundert wieder frei gelegt.
Am 29. Mai 1452 eroberte der osmanische Sultan Mehmed II. Konstantinopel. Zu diesem Zeitpunkt reichte die Herrschaft der byzantinischen Kaiser nur unwesentlich über die Stadtgrenzen hinaus, noch war die Stadt aber ein wichtiges Handelszentrum. Ein großes Panorama-Museum erinnert heute an dieses welthistorische Ereignis und den Eroberer – ganz im Sinne der islamistischen Partei AKP und des Präsidenten Erdogan. Mehmed gab der neuen Hauptstadt des Osmanischen Reiches den Namen Istanbul.
Die Elite des osmanischen Militärs waren die Janitscharen, weitaus disziplinierter und besser trainiert als die europäischen Söldnerheere des 16. Jahrhunderts. Zunächst hatte man auf Kriegszügen erbeuteten Christenkinder als künftige Soldaten ausgebildet, dann rekrutierte man Knaben auf dem Balkan für die Militärausbildung (Knabenlese). Einige gelangten in die höchsten Ämters des Reiches: Großwesire, Admiräle und Hofarchitekten. Schließlich erhoben sie sich sogar gegen den Sultan…
Am Ort der griechischen Akropolis und der römischen Kaiserpaläste ließen die Osmanen einen neuen Palast errichten und regierten von hier aus bis 1856. Mit bis zu 5.000 Bewohner_innen war der aus vier Serail-Höfen bestehende Palast fast eine eigene Stadt in einer großen Gartenanlage. Der zweite Hof bildete das repräsentative und administrative Zentrum des Reiches. Ein strenges Zeremoniell regelte das Hofleben, von dem sich ausländische Gesandte tief beeindruckt zeigten.
Um keinen anderen Ort des Osmanischen Reiches rankten sich derart viele Mythen und Legenden wie um den Harem des Sultans. Der ganz Trakt war den Frauen vorbehalten und für alle Männer außer dem Sultan sowie den Eunuchenwachen gesperrt, nur wenig über sein Innenleben drang nach außen. Das beflügelte die Phantasien der westlichen Welt um so stärker, weil nur wenig über den Alltag, die Lebensweise und Kultur des Harems bekannt wurde.
Die Süleymaniye Moschee erhebt sich aus der Istanbuler Altstadt wie auf einer Bühne und zählt unbestritten zu den Meisterwerken osmanischer Baukunst. Die erhabene Moschee sollte die Architektur der Hagia Sophia noch übertreffen, die der Architekt Sinan intensiv studiert hatte. Während ihre ästhetisch gelungene Gestaltung sofort ins Auge fällt, offenbart sich jedoch nicht auf den ersten Blick, wie raffiniert Sinan akustische Probleme oder die Luftregulierung löste.
Über Jahrhunderte hatte das Patriachat von Konstantinopel die Entwicklung der orthodoxen Kirche geprägt, mit der Eroberung Konstantinopels 1452 geriet es unter muslimische Herrschaft. Trotzdem blieb die griechisch-orthodoxe Kirche weitgehend unangetastet – solange sie die Grenzen der osmanischen Toleranz nicht herausforderte wie etwa während des griechischen Unanhängigkeitskampfes.
Seit dem 19. Jahrhundert orientierten sich vor allem Angehörige der osmanischen Oberschicht an westlicher Architektur und Konsumkultur. In dieser Hinsicht unterschied sich zur Jahrhundertwende der Stadtteil Pera nur unwesentlich von anderen europäischen Metropolen. Auch Sultan Abdülmecid I. ließ sich eine neue, europäisch inspirierte und hochmoderne Residenc errichten und zog vom Topkapı in den Dolmerbahçe Palast.
Das deutsche Kaiserreich und das Osmanische Reich waren seit den 1890er Jahren enge militärische Verbündete. Kaiser Wilhelm II. betätigte sich auf seiner Orientreise mit dem „deutschen Brunnen“ als Wohltäter der Stadt und inszenierte sich als enger Freund des autoritären Sultans Abdülhamids II. Der kaiserliche Besuch trug auch dazu bei, einem deutschen Konsortium die Konzession zum Bau der Bagdadbahn zu sichern.
1923 endete die Geschichte des Osmanischen Reiches mit der Ausrufung der türkischen Republik. Sein Ehrenname „Atatürk“ (Vater der Türken) erinnert ebenso an den Staatsgründer Mustafa Kemal wie das monumentale Denkmal auf dem Taksimplatz.
Nicht erst bei den gewaltsam niedergeschlagenen Gezi-Protesten 2013 war der Taksim-Platz ein wichtiger politischer Ort: Seine Geschichte erzählt auch von Kranzniederlegungen am Denkmal der Republik, vom „blutigen Sonntag“ 1969 und dem „Taksim-Massaker“ 1977.